Sharitories: Schau mit anderen Augen auf dein Revier.

Originalartikel auf Englisch vom 07.01.2015 - Übersetzt von Thomas Dönnebrink Diesen Sommer begann OuiShare ein neues und ambitioniertes Projekt: Städte und Gemeinden zu unterstützen die potentialen Möglichkeiten der kollaborativen Ökonomie zu nutzen. Dieses neue Projekt nennt sich Sharitories. Mit Sharitories erstellen wir ein neues Instrumentarium, das Collaborative Territories Toolkit (CTT), vor. Es ermöglicht Städten und Gemeinden die kollaborative Ökonomie auf lokaler Ebene zu implementieren. Das CTT schließt drei Ebenen möglichen Engagements ein: Wahrnehmung, Ermöglichung und Moderation, sowie Aufbau der kollaborativen Ökonomie. Die Hauptzielgruppe sind lokale Regierungen, als auch „change makers“ die aktive Bürger, Gruppen oder Organisationen sein können. Jede Engagementebene des CTT beeinhaltet eine Guideline welche wesentliche Meilensteine, Werkzeuge und Akteure umreißen und deren Einbeziehung möglicherweise eine Region transformieren kann. Seinen ersten Auftakt nahm das Projekt im Rahmen eines co-kreativen workshops mit über 100 Teilnehmer und Teilgebern welcher auf der Smart City Exhibition in Bologna im Oktober 2014 stattfand. https://www.youtube.com/watch?v=sHw7gG5mApI Wissensaufbau Der erste Schritt von Sharitories bestand darin eine Erkenntnissammlung zu erstellen, wo wir inspirierende Geschichten aus der ganzen Welt zusammenbringen konnten. Daraus entwickelte sich unsere Project Website, wo begonnen wurde sowohl Projekt updates als auch erste Forschungsergebnisse zu veröffentlichen.

Phase eins, im Vorfeld des Auftakts in Bologna, bestand darin 10 Expertinnen und Experten der kollaborativen Ökonomie zu interviewen als auch einen Forschungsüberblick über Literatur zu existierenden toolkits die im Entwicklungs- und Innovationskontext eingesetzt werden zu erlangen. Nachfolgende finden sich sechs Empfehlungen – destilliert aus den zehn Interviews – wie auf lokaler Ebene am Besten mit der kollaborativen Ökonomie umgegangen werden sollte. 1- Allgemeines Bewusstsein schaffen. Kann erreicht werden durch die Organisierung einer großen partizipativen Veranstaltung welche Menschen selber in die Lage versetzt zu lernen und praktisch auszuprobieren, bzw. durch einen Kommunikationsplan oder workshops für politische Entscheidungsträger (siehe Anne-Sophie Novel). Desweiteren sollten die von den Bürgern getragenen bottom-up Dynamiken mehr in Einklang gebracht werden mit einer klaren politischen Vision (siehe Gwendal Briand). 2- Alle stakeholder einbinden und mit ihnen zusammenarbeiten. Die Zusammenarbeit diverser Abteilungen mit einem Querschnittsansatz führt zu starker Unterstützung (siehe April Rinne). Es ermöglicht Bürgerinnen und Bürger, sowie Gemeinschaften aktiv an Entscheidungs- und Gestaltungsprozessen teilzunehmen und demokratische und partizipatorische Prozesse zu unterstützen. (siehe Tomas Diez). Es ist entscheidend nicht nur mit lokalen Regierungensstellen, sondern gleichzeitig mit anderen stakeholdern wie Unternehmen, Schulen, Forschungsinstitutionen und anderen Organisationen und Personen der Zivilgesellschaft zusammenzuarbeiten. 3- Neuausrichtung lokaler Regierungen als Plattformen. Deren Rolle darin besteht die Entwicklung von Projekten die von Bürgerinnen und Bürgern, sowie Unternehmen initiiert und getragen werden logistisch und kommunikativ zu unterstützen. Die kollaborative Ökonomie ist weder ausschließlich privat noch öffentlich, sie ist geteilt (siehe Christian Iaione). Eine regionale Herangehensweise kann darin bestehen peer-to-peer Cluster zu schaffen, welche alle stakeholder zusammenbringt. Auf nationaler Ebene könnte ein Kompetenz- und Expertise-Hub nützlich sein, best practices zu sammeln, Experimentierfelder territorial zu beginnen und koordinieren, sowie Wissen in die Regionen zu verbreiten. 4- Den lokalen Regierungen den finanziellen Vorteil aufzeigen. Es ist entscheidend den politischen Entscheidungsträgern die Vorteile der kollaborativen Ökonomie aufzuzeigen (siehe Cecilia Tham). Sharitories wird eine Folgenabschätzung kollaborativen Ökonomie bezüglich Beschäftigung, ökonomischer Entwicklung, sozialer Inklusion und Umweltschutz einschließen. The CTT sollte Regionen helfen ihre CO2 Reduktionsziele zu erreichen. (siehe Marco Torregrossa). 5- Maßgeschneiderte Lösungen für jede Region finden. Es besteht eine gewisse Gefahr der Ermüdung von Entscheidungsträgern wenn die kollaborative Ökonomie als weiteres bahnbrechendes Modell präsentiert wird (siehe Marta Mainieri). Der wichtigste Punkt ist mit politischen Entscheidungsträgern die Themenkataloge aus ihrer Perspektive zu betrachten und sicherzustellen diejenigen Aspekte der kollaborativen Ökonomie herauszustellen die deren größten Notwendigkeiten adressieren. Jede Stadt hat seine eigentümlichen zentralen Probleme (siehe Neal Gorenflo). 6- Sanft regulieren. Das Unterbinden oder Behindern von Innovationsprozessen zur Bewahrung von Privilegien für einige ist sicherlich keine effektive Lösung. Anderseits kann ein unregulierter Markt destruktive Auswirkungen auf Regionen haben. Es muss die Balance gefunden werden. Die Einigung zwischen Städten wie Amsterdam und Portland mit AirBnb die eine gewisse Anzahl von Übernachtungen pro Jahr erlaubt, ist ein Beispiel für eine solche Regulierung (siehe Harmen Van Sprang). Dominant, integriert und mainstream. Nach Einschätzung aller Interviewten wird sich die kollaborative Ökonomie bis zum Jahre 2025 zu DER Ökonomie weiterentwickelt haben. Sharitories beabsichtigt auf Stadt und Regionalebene den Weg zu bereiten. Gemeinschaftliche Erstellung des Collaborative Territories Toolkit Phase eins mündete in den ersten „Realitätscheck“ unserer Arbeit, dem workshop und der Präsentation während der Smart City Ausstellung in Bolgona. Unser Hauptziel war es die Möglichkeiten der kollaborativen Ökonomie für lokale Entscheidungsträger sichtbarer zu machen. Aus diesem Grund haben wir die kollaborative Ökonomie mittels storytelling basierend auf der wahren Geschichte des spanischen OuiShare Connectors Cristobal Gracias eingeführt. Es folgte die Einführung unseres ersten Prototyps: ein „ernsthaftes Brettspiel“. Teilnehmern wurden 30 verschiedene kollaborative Szenarien präsentiert, d.h. sie erhielten eine kurze Beschreibung einiger existierender kollaborativer peer-to-peer Dienstleistungen und Initiativen. In wieweit können sie helfen Lösungen auf lokale Herausforderungen, die vorab von den Teilnehmern definiert wurden, zu geben. Dann galt es „Experten“ für die verschiedenen Themenbereiche im Szenarienheftchen zu bestimmen. Diese hatten jeweils die entsprechenden kollaborativen Szenarien ihres zugewiesenen Bereiches wie Mobilität, Kreativitätsräume, Wohnraum, Ernährung etc. zu studieren. Neben Beschreibungen zu den relevanten Szenarien standen auch die entsprechenden Bildzeichen zur Verfügung. Im nächsten Schritt sollte ausgearbeitet werden wie die Szenarien bei der Lösung lokaler Herausforderungen helfen könnten, wobei die jeweiligen „Experten“ ihren Input beisteuern.

Unser Publikum schien besonders interessiert zu sein an partizipatorischer Demokratie, peer-to-peer Lernen und Nutzer-Genossenschaften. Dies waren die Szenarien, welche während des Brettspiels am Häufigsten als Lösungen gewählt wurden. Ein weiteres wiederkehrendes Szenario waren Zeitbanken, die ein guter Katalysator für soziale Inklusion und generationsübergreifender Austausch sein können. Details zur Organisation des Workshops und zum nachträglich erhaltenen Feedback kann in diesem Sharitories Artikel nachgelesen werden. Die Früchte dieser Arbeit sind nun auch in der Alpha Version des Collaborative Territories Toolkit enthalten. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen sich die Ergebnisse anzuschauen sowie Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge zu hinterlassen. [embed]http://www.slideshare.net/slideshow/embed_code/41065479[/embed] Call to action – Partnerschaften mit lokalen Regierungen Das beschriebene Brettspiel ist selbstverständlich nicht der einzige Bestandteil des Collaborative Territories Toolkit. Gegenwärtig entwickeln sich gerade verschiedene Partnerschaftsmodelle und Kontakte zu Pionierstädten. Die Idee der Bildung eines „Sharitories club“ einem Verbund von Pionierregionen stößt auf großes Interesse. Auch das Team ist gewachsen und hat sich um Mitglieder aus Italien, Spanien, Deutschland, Frankreich und Belgien erweitert. Gesucht werden Pilot Regionen die geneigt sind, gemeinsam mit Bürgern, an dem Prozess teilzunehmen und kollaborative Lösungen zu erforschen. Benötigt werden kühne und ambitionierte Führungspersönlichkeiten aus der ganzen Welt, die leidenschaftlich an lokalen Entwicklungen interessiert sind und welche die kollaborative Ökonomie als Chance für neue Lösungswege sehen um die Situation der Natur, Wirtschaft und Menschen auf lokaler Ebene zu verbessern. Interesse? Hier drei Formen wie du dich heute beteiligen kannst.

  1. Wir suchen immer nach neuen inspirierenden Geschichten, wie z.B. über peer-to-peer Mitfahrgelegenheiten in Belgien oder Map-Treffen in Schweden. Durch deine Geschichten können gewonnene Einsichten und gemachte Erfahrungen beigesteuert werden. Kennst du inspirierende Geschichten aus deiner Region die im Bezug zur kollaborativen Ökonomie stehen? Dann schicke sie bitte an info@sharitories.net!
  2. Das CTT ist noch im Beta Modus. Bitte lesen und feedback ist willkommen um es weiter zu verbessern. Das Dokument ist geöffnet für Kommentare und wir wissen ihr habt viel zu sagen: OuiShare – Collaborative Territories Toolkit Alpha Release – Open For Comments. Macht mit!
  3. Werdet Adopter, Patron, Supporter oder auch Promoter! Je nach deiner Mission kannst du einen Weg finden Teil des Projektes zu werden: öffentliche und halb-öffentliche Institutionen können den Sharitories Ansatz anwenden, private Firmen oder change makers können helfen das kit weiter zu entwickeln, uns feedback geben, bzw. es zu promoten. Hier mehr zu den weiteren Möglichkeiten.

-- Originalveröffentlichung in Englisch und übersetzt von Thomas Dönnebrink, (Mitglied des Sharitories Projekt): Thomas ist OuiShare Connector Germany & Berlin und Freelancer im Bereich der kollaborativen Ökonomie